RTF.1 - Radio für die Region Neckar-Alb

Region Neckar-Alb bei Nacht Region Neckar-Alb bei Tag

Webradio hören Winamp, iTunes Windows Media Player Real Player QuickTime

Tübingen

Foto: RTF.1
Wie geht es dem Friseur-Handwerk? Innungs-Obermeister Roberto Laraia im Gespräch

Wer zum Friseur geht, der muss tiefer in die Tasche greifen als noch vor wenigen Jahren. Die Kosten sind massiv gestiegen. Warum das so ist, wie die allgemeine Lage im Friseurhandwerk ist und was sich die Friseure von der neuen Bundesregierung erhoffen, darüber haben wir mit Roberto Laraia gesprochen. Er ist nicht nur Obermeister der Friseur-Innung Reutlingen sondern auch Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks.

Die Lage im Friseurhandwerk ist laut Roberto Laraia sehr unterschiedlich. Wer die Preise regelmäßig angepasst habe, dem gehe es gut. Aber insgesamt habe sich die Lage in der Branche verschärft. Energiekosten, steigende Mieten, höherer Wareneinsatz, steigende Beiträge und Versicherungen. "Und natürlich mit dieser extremen Lohnexplosion in den letzten drei vier Jahren um circa 40 % in unserem Friseurhandwerk. Da kämpfen sehr viele mit ums Überleben", sagt Laraia.

Diese extreme Lohnexplosion ist auch der Grund, warum Haare schneiden teurer geworden ist. In der Branche gab es viel Nachholbedarf, was die Verdiensthöhe angeht. Die Friseure hätten bei den Löhnen aufgeholt, da sie sonst nicht überlebensfähig seien, sagt Laraia.

"Eine meiner Mitarbeiterinnen muss genauso ein Auto fahren oder mit der Bahn kommen oder sich eine Wohnung leisten können", so Laraia "Das muss sich natürlich auch im Lohn widerspiegeln, und nachher natürlich müssen wir es auch in den Endverbraucherpreisen dementsprechend weitergeben."

Weitergeben heißt: Mit 1,50 € pro Minute ist schon zu rechnen. Einen Männerhaarschnitt gibt es dann also für 45 Euro, Frauen, die eine Stunde oder länger im Friseurstuhl sitzen, zahlen schon mal 90 Euro oder dreistellig. "Ich muss auf circa 20 bis 25 % Gewinn kommen, um selbst zu überleben, weil ich muss davon mein Leben gestalten als Einzelunternehmer. Und wenn ich hier in der Stunde nicht auf gewisse Preise dann komme, dann lohnt sich es einfach nicht mehr", sagt Laraia.

Viele Betriebe im Friseurhandwerk seien ganz klein geworden, hätten sich quasi atomisiert, um die hohen Lohnkosten nicht zahlen zu müssen. So liegt der bundesweite Durchschnitt bei 1,7 Mitarbeitern pro Salon.

Da die Friseurdienstleistungen so personalintensiv sind, fordert Laraia von der Politik, den Mehrwertsteuersatz zu halbieren. Es müsse da eine klare Linie da sein. Eine, die für alle gerecht ist. "Also nicht den einen bevorzugen, weil er eine bessere Lobby hat oder den anderen dann unten runterfallen lassen, bis er gar nicht mehr da ist." Die Politik habe Zeichen gegeben, dass sie daran arbeiten möchte. "Wir werden sehen", sagt Laraia.

Und noch eine Forderung hat Laraia an die Politik: Sie soll Bürokratie abbauen. Zum Beispiel bei der Bonpflicht: Jeder bekomme an der Kasse einen ausgedruckten Bon. "Keiner von meinen Kunden oder vielleicht einer von 100 will den Bon überhaupt mitnehmen", so Laraia. Das sei eine sinnlose Papierverschwendung, die Kosten verursache. Aber diese Forderung, so glaubt Laraia, sei bei der Politik schon angekommen.

(Zuletzt geändert: Mittwoch, 07.05.25 - 16:46 Uhr   -   773 mal angesehen)

Nachrichten aus der Region Neckar-Alb

Foto: RTF.1
Corine Pelluchon erhält Dr. Leopold Lucas-Preis Die Philosophin Corine Pelluchon hat am Dienstag den Dr. Leopold Lucas-Preis der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen bekommen.
Foto: RTF.1
Früheres Pflegeheim wird zu Wohnheim Die Wohnbau Rottenburg - kurz: WBR gestaltet das frühere Rottenburger Pflegeheim „Haus am Rammert“ zu einem Wohnheim um.
Foto: Screenshot Nasa TV
Ehrenprofessor-Titel für Astronaut Alexander Gerst Astronaut Alexander Gerst aus Künzelsau ist jetzt Professor ehrenhalber.

Weitere Meldungen