Tempo 30 statt 40: Stadt stellt dritte Fortschreibung des Lärmaktionsplans vor
Der anhaltende Geräuschpegel durch Straßenlärm kann schädlich für die Gesundheit sein. Deswegen soll es in Reutlingen jetzt ruhiger werden. Dafür sind im Rahmen der dritten Fortschreibung des Lärmaktionsplans weitere Geschwindigkeitsreduktionen geplant, um den Lärm auf Reutlingens Straßen zu reduzieren. Darüber hinaus werden erstmalig sogenannte „ruhige Gebiete“ im Stadtgebiet festgelegt. Mehr dazu erfahren Sie jetzt.
Motorengeräusche, Anhalten, Losfahren – all das sorgt für jede Menge Lärm auf den Straßen. Mögliche Folgen bei einem zu hohen anhaltenden Geräuschpegel können unter anderem Herz-Kreislauf-Krankheiten sein. Der Grenzwert, ab dem Maßnahmen gegen den Straßenlärm ergriffen werden müssen, liegt aktuell bei 67 Dezibel tagsüber und 57 Dezibel nachts. Laut der Stadt soll die Hauptmaßnahme für weniger Lärm die Geschwindigkeitsreduzierung sein – vor allem die Umwandlung von Tempo 40 in Tempo 30.
"Die größte Veränderung gibt es in Betzingen. Da haben wir sehr viele Tempo-40-Strecken, wo es dann Tempo 30 geben wird. Gleiches gilt für die Ortsdurchfahrt in Sondelfingen. In der Regel sind das Straßen, wo sich bislang Tempo 30 und 40 immer wieder abwechseln. Durch die neuen Maßnahmen werden wir jetzt durchgängig Tempo 30 einführen, was auch für die Autofahrer besser ist. Dann müssen sie nicht ständig schauen, welche Geschwindigkeit gerade gilt", erklärt Gerhard Lude, der Leiter der Verkehrsabteilung des Amts für Stadtentwicklung.
Die meisten Geschwindigkeitsreduktionen werde es in den Bezirksgemeinden geben; im Innenstadtgebiet hingegen bleibt Tempo 40 an den meisten Stellen erhalten – trotz hohem Lärmpegel.
"Im Bereich Karlstraße, Eberhardstraße, Lederstraße und Am Echazufer haben wir eine grüne Welle. Würde man hier die Geschwindigkeit, die aktuell Tempo 40 beträgt, auf 30 ändern, müsste man auch die grüne Welle anpassen. Das wäre relativ teuer. Außerdem erhöht man das Risiko, dass man den Verkehr von diesem Hauptstraßennetz in die Wohngebiete der Oststadt drückt", so Lude.
Einzige Ausnahme: die Alteburgstraße, die zwischen Volkspark und Pomologie verläuft. Hier soll künftig auch Tempo 30 statt Tempo 40 gelten. Volkspark und Pomologie sollen außerdem zu sogenannten „ruhigen Gebieten" erklärt werden. "Die ruhigen Gebiete sind Instrumente für den Gesundheitsschutz. Das sind Flächen, die nicht zwingend sehr leise sein müssen, aber eine hohe Aufenthalts- und Erholungsfunktion besitzen", erklärt Lude.
Von den ruhigen Gebieten sollen vor allem Bewohner von dicht besiedelten Flächen profitieren, die weit vom nächsten Ortsrand entfernt wohnen. Durch die Festlegung als ruhiges Gebiet werden die Orte geschützt, zum Beispiel vor möglichen Baumaßnahmen, die die Aufenthaltsqualität beeinflussen könnten. Auch der Stadtgarten, der Friedhof Unter den Linden, der Weg entlang der Echaz sowie weitere Grünflächen sollen als ruhige Gebiete ausgewiesen werden.
Die Maßnahmen sollen noch dieses Jahr in den Bezirksgemeinden und im Gemeinderat besprochen werden. Eine Umsetzung ist dann für Anfang nächsten Jahres geplant. Eine Übersicht über die konkreten Maßnahmen soll es zeitnah auf der Website der Stadt Reutlingen geben. Im September ist außerdem eine Informationsveranstaltung für die Reutlinger Bürger angesetzt.