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Bioenergie

Foto: pixelio.de - Kurt Bouda Foto: pixelio.de - Kurt Bouda
Großflächiger Anbau von Energiepflanzen ist genauso schädlich wie der Klimawandel

Lange galt die Bioenergie als wichtige Option für den Klimaschutz. Eine Studie von Forschenden des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, der Technischen Universität München (TUM) und der Durham University zeigt jedoch, dass eine massive Ausweitung der Anbauflächen für Energiepflanzen die Lebensräume von Wirbeltieren ähnlich negativ beeinflusst wie der Klimawandel.

Damit die Globaltemperatur bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum steigt, muss die Menge an CO2, die rund um den Globus in die Luft geblasen wird, deutlich sinken. Eine Begrenzung des Klimawandels nützt auch der Natur, denn er ist eine der Ursachen für das Artensterben. Ein aktuell verbreiteter Ansatz dazu ist es, mehr Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Raps, Ölpalme und Co. statt aus fossilen Rohstoffen zu gewinnen.

Doch damit – legt man das Augenmerk auf die biologische Vielfalt – ersetzt man wohl ein Übel durch ein anderes. „Um den Klimawandel damit wirksam zu begrenzen, müssen wir bis 2100 auf circa 4,3 Prozent der globalen Landflächen Bioenergie-Pflanzen anbauen – das entspricht fast der 1,5-fachen Fläche aller EU-Länder zusammen. Damit schaden wir der biologischen Vielfalt in diesen Gebieten gravierend. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels, die mit maximaler Bioenergie-Nutzung verhindert werden könnten, würden diese Verluste nicht wettmachen", so Dr. Christian Hof, der die Studie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt durchführte und jetzt an der TU München forscht.

Globale Auswirkungen auf die Artenvielfalt

Hof und sein Team verglichen zwei Szenarien miteinander: ein Szenario mit maximaler Bioenergie-Nutzung, welches einer Begrenzung der Erwärmung um circa 1,5 Grad entspricht, und ein Szenario mit minimaler Bioenergie-Nutzung und einem Temperaturanstieg um etwa 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum bis 2100.

Die Ergebnisse überraschen: „Ob sich die Temperatur bis 2100 um 1,5 oder 3 Grad erhöht: Rund 36 % der Lebensräume von Wirbeltieren sind entweder durch den Klimawandel oder die neue Landnutzung infolge des Anbaus von Bioenergie-Pflanzen massiv gefährdet. Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sind also vergleichbar. Unterschiedlich ist nur, auf wessen Konto sie gehen", erklärt Dr. Alke Voskamp vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Darüber hinaus gibt es Gebiete, in denen Wirbeltieren von Energiepflanzen-Plantagen der Platz streitig gemacht wird und ihnen gleichzeitig die höhere Temperatur zu schaffen machen wird. „Bei einem geringeren Temperaturanstieg bis 1,5 Grad, den wir durch die maximale Nutzung von Bioenergie erkaufen, könnten sogar größere Flächen unter dieser Doppelbelastung leiden. Unter diesem 1,5 Grad-Szenario wird insgesamt ein größerer Anteil der Verbreitungsräume von Wirbeltieren durch Klimawandel, Landnutzung oder beides beeinträchtigt", erklärt Voskamp.

Das Abbremsen des Klimawandels durch den Einsatz von Bioenergie-Pflanzen schadet zudem wahrscheinlich deutlich mehr Wirbeltierarten mit kleinem Verbreitungsgebiet, als ein Temperaturanstieg um 3 Grad. Solche Wirbeltierarten – vor allem Amphibien – leben mehrheitlich in den Tropen und Neotropen. An diesen Orten jedoch werden Plantagen für Bioenergie-Pflanzen am meisten zunehmen.

Für Hof und sein Team lässt die Studie nur einen Schluss zu: „Der Klimawandel ist nach wie vor eine der größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt und muss möglichst auf 1,5 Grad Temperaturerhöhung begrenzt werden. Wie unsere Studie zeigt, ist die Bioenergie und die massive Ausweitung der Anbauflächen hierfür aber der falsche Weg. Wir müssen stattdessen stärker daran arbeiten, Energie einzusparen."

Die Studie ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes BioSzen1punkt5 im Programm "Förderung erweiterter und verbesserter wissenschaftlicher Grundlagen für den IPCC-Sonderbericht zu 1,5°C globale Erwärmung (SR1.5). Sie wurde außerdem gefördert mit Mitteln des Bayerischen Wissenschaftsministeriums (bayklif) und im Rahmen der Jungen Akademie.

(Zuletzt geändert: Dienstag, 11.12.18 - 12:25 Uhr   -   2022 mal angesehen)

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